La Prarie - Wie alles begann

Waldsterben, Jugendbewegung, offene Drogenszene und Obdachlosigkeit prägten den politischen Alltag in den 1980er Jahren. Und im Offenen Haus «La Prairie» der Dreifaltigkeitspfarrei wurden wegweisende Initiativen gestartet. 25 Jahre später wird Anfang September das Jubiläum gefeiert. Doch zunächst ein Blick zurück: Wie hat das alles angefangen?

 

Mit Demonstrationen gegen den Abriss von Bauernhäusern in Bümpliz begann 1980 die Jugendbewegung in Bern. An der Taubenstrasse stand zeitweise ein provisorisches Autonomes Jugendzentrum (PAJZ) – heute dient die Villa als Pfarrhaus der Dreifaltigkeitsgemeinde. Über zehntausend Leute gingen fürs Freie Land Zaffaraya auf die Strasse und eine junge Band namens Züri West protestierte gegen das «Flachlegen» solcher Träume. Schliesslich entstand in der Alten Reitschule ein kulturelles Zentrum mit einem farbigen Gesicht der Bundesstadt.

 

Die Anfänge in der Prärie

 

Gleichzeitig wurden viele soziale Probleme in Bern öffentlich: Arbeitslosigkeit, Menschen ohne Obdach oder die Drogenszene, ab 1985 auf der Kleinen Schanze direkt bei der Dreifaltigkeitskirche. Rundherum lief der Drogenstrich – mit dem Aufbau von Sozialarbeit fürMenschen mit dem Lebensraum Gasse begannen die Kirchen die Betroffenen zu unterstützen. Besonders engagiert waren die Leute vom Prairie-Team. Ihr Offenes Haus entstand, weil der Bau eines katholischen Grosszentrums im  März 1981 an der Urne verworfen wurde. Danachverwirklichten die jungen Leute ihr Abstimmungsmotto «Kirche leben statt bauen» mit der Unterstützung vieler Freiwilliger aus  der Pfarrei und darüber hinaus. Manche inspiriertvon Befreiungstheologie oder einfach  sozial engagiert. Über 30 Jahre danach nehmenam Offenen Mittagstisch weiterhin bis 50 Leute Platz, die hier für einen Fünfliber essen können. Viele kommen von der Gasse und sind im Winter froh um eine warme Stube. Die Prairie ist ein Zuhause für Heimatlose und einTreffpunkt für Engagierte. Rosmarie Nick, Elisabeth Widmer und Heinz Fischer arbeiteten in den 1980er-Jahren als Freiwillige im Prairie-Team. Sie gehörten zur Hausfamilie, hüteten das Heim, begleiteten Besucherinnen und Besucher, unterstütztendas Kochteam und sorgten fürs Organisatorische. Ihr Angebot gab manchen Obdachloseneine Tagesstruktur. Doch am Abendmussten diese das Pfarreiheim verlassen, bei Wind, Wetter und Winter.

 


Auszug aus dem Pfarrblatt, 36. Ausgabe | 30. August 2014

Verfasser: Karl Johannes Rechsteiner, ehem. Freiwilliger

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Originalartikel aus dem Pfarrblatt
36. Ausgabe vom 08. August 2014.
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